Hofgeschichte von Vormberg Hamlingdorf 2
Aufgeschrieben von Hanna Vormberg im Jahre 1947:
Unsere Hofgeschichte
Unser Hof liegt in Hamlingdorf, einer kleineren Gemeinde des Amtes Borgholzhausen, gehörte ehemals zur Grafschaft Ravensberg. Er umfasst ungefähr 25 ha.
Im Jahre 1239 wurde dies Bauerschaft Hamlingdorf zum ersten Male in den Urkunden erwähnt. "Hamlindorpe" war damals die Schreibweise. Der Name sagt uns, dass höchstwarscheinlich ein germanischer Bauer mit Namen "Hamilo" diese Siedlung gegründet hat. Später Hamelingtorpe genannt, das Dorf der Sippe Hamilo.
Unser Hof wurde im Jahr 1960 in der Höferolle erwähnt und zwar mit dem Namen Vorn Berg. Man kann annehmen, dass durch die Hoflage der Name entstanden ist, da er direkt vor dem Barenberg liegt. Der Hof war der Sundermühlen eigen und wurde 1795 freigekauft.
Rundherum reckten sich mächtige Eichbäume zum Himmel empor, die noch heute das Wahrzeichen des Westfalenlandes sind. Sie lieferten dazumal das ganze Bauholz. Die Landgrenzen waren mit Wällen umgeben, welche mit Holz bepflanzt waren. Der Ackerboden besteht größtensteils aus sandigem Lehm.´
Meine Ahnen sind alle Bauern gewesen ohne ein anderes Nebengewerbe. Der Hof ist immer an den männlichen Erben übergegangen und so der Name Vorn Berg durch die Jahrhunderte bis heute erhalten geblieben. Nur dass mein Großvaler den Namen etwas änderte und im Zusammenhang Vormberg schrieb.
Die abgehenden Geschwister heirateten auf Höfe, nahme aber den Namen des Hofes an. Im vorigen Jahrhundert wanderten einige nach Amerka aus und siedelten dort.
Mein Urgroßvater Jobst Heinrich Vorn Berg war der einzige Sohn, sein Schwester war frühzeitig gestorben. Er heiratete mit 19 Jahren, der Vater hatte ihn für großjährig erklärt. Sein Frau, die Maria Ilsabein Middeweg aus Kleve war 20 jahre alt. "Jung gefreit, hat noch nie gereut;" wenn's gut geht. Sie sind aber beide sehr gut miteinander ausgekommen.
Der Sohn Friedrich Wilhelm bekam den Hof, der eigentliche Erbe, der Jüngste, war im Kriege 1870 gefallen. Im Jahre 1875 heiratet mein Großvater die Katharina Louise Charlotte Lohmann aus Casum. Alle Söhne holten ihre Frauen aus der nahen Umgebung.
Der Großvater erneuerte das Wohnhaus, das zum Teil aus Sandstein und zum Teil aus Fachwerk bestand. 1894 kaufte er das Heuerlingshaus zum Hofe, von, wie die Inschrift andeutet:
Johann Henrich Niehaus | Elisabeth Elenora Prangem | |
Führer und Heger | des Amts Ravensberg | |
Anno 1754 | Den 3. Dezember |
An der Seitentür ebenfalls ein Zeichen des früheren Adels:
Gott steh uns bei |
Dis ist |
Adlich frei |
von Halstenbeck gekauft |
Die Heuerleute halfen den ganzen Tag mit auf dem Hofe. 1895 wurde das alte Backhaus abgebrochen und statt dessen ein Schweinestall gebaut.
In der hiesigen Gegend wurde viel Flachs angebaut und fertiggestellt. Dafür war bei uns auch eine Röstgrube und eine Rackstelle vorhanden. Im Winter saßen dann die Frauen und Mädchen in den Spinnstuben und spannen den Flachs zu groben und feinen Fäden. Im Frühjahr wurde dieses gewebt und dann gebleicht. Dazu diente ein 2 m breiter Wassergraben, der die Bleichhütte umgab, wo gewackt wurde.
Am 9. September 1908 starb mein Großvater nach einem arbeitsreichen Leben an Altersschwäche.
Dann kam das unglückliche Jahr 1911. Am Sonntagnachmittag, den 29. Januar wurde das Wohnhaus angesteckt. Es brannte bis auf die Grundmauern gänzlich ab. Man vermutete Brandstiftung eines Knechtes. Mit Hilfe der Nachbarn wurd das jetzige Haus aus Sandstein am 11. April des gleichen Jahres neu errichtet. Die Inschrift über der großen Haustür erinnert uns stets an den Brand.
Ach wie trostlos war die Stunde, als uns das |
Gleichzeitig war im Sommer 1911 eine starke Trockenheit uns darum die Ernte schlecht.
Dann folgte der Weltkrieg 1914 - 18. Mein Vater wurde eingezogen. Die Großmutter blieb allein auf dem Hof zurück.
1917 kehrte mein Vater schwerbeschädigt in die Heimat zurück. Da er nun nicht auf dem Felde mit helfen konnte, wurde einiges Land verpachtet.
Am 6. April 1921 schloss er die Ehe mit der Karoline Emma Schacht aus Berghausen.
Die Großmutter litt damals sehr viel an Rheuma und starb an Altersschwäche mit 68 Jahren am 22. Juni 1922.
Als jüngster Sohn übernahm nun mein Vater den Hof. Im Laufe der Jahre wurden 6 Kinder geboren. Wir sind 4 Jungen und 2 Mädchen. ..........
Mein Vater erneuerte im Laufe der Jahre alle Gebäude. An den alten Schweinestall wurde ein größerer angebaut. Der alte Kotten, der auf dem Hofe stand, wurde abgerissen, und 1930 eine große Kornscheune errichtet. Vor dem Hofe war eine ganz versumpfte Wiese. Diese wurde 1935 durch den Arbeitsdienst trockengelegt. Das Heuerlingshaus mit der Inschrift wurde 1938 erneuert, und zwar wurde die Giebelwand und eine Seitenwand neu aufgemauert.
Durch den zweiten Weltkrieg 1939 - 1945 hat weder Haus noch Hof Schaden gelitten. Doch ging er nicht ganz spurlos an uns vorüber. Der ältere Sohn Wilhelm Vormberg kehrte nicht aus dem Felde zurück. Ein Granatsplitter traf ihn tödlich. Er starb 1944 .... im Alter von 21 Jahren und ruht bei Caen in der Normandie. Nun sind wir noch zu vier Geschwister, denn meine Schwester hat inzwischen geheiratet.
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Freistr. 25
33829 Borgholzhausen